(Berlin, 6-12. August 2018)
Kurz nach den Osterferien bekam ich überraschend eine E-Mail vom Leichtathletik-Verband. Ich war verwundert doch zugleich sehr erfreut, dass es eine Einladung zum Jugendsommercamp des deutschen Leichtathletik Verbandes in Berlin anlässlich der Europameisterschaften war. Natürlich sagte ich sofort zu, ohne zu wissen, dass es eine wunderschöne Woche werden würde.
Mit fünf weiteren Jugendlichen aus der Pfalz traten wir im Zug die Reise nach Berlin an, wo wir in der Jugendherberge gleich nach Disziplinen in die Zimmer eingeteilt wurden. Dadurch lernte ich meine beiden Zimmergenossen kennen, mit denen ich viel Spaß hatte. Am Abend kam dann die große Überraschung bei der Ausgabe unserer Sportkleidung, wir bekamen die gleichen T-Shirts wie die „Großen“ sprich unsere EM-Stars trugen. Trotz der großen Hitze trugen wir sie mit Stolz und Freude. Zum Kennenlernen wurden verschiedene Spiele gespielt, bei denen der Verlierer ein Seemannslied singen musste. Da ich, so wie viele andere, keins kannte, sangen wir alle „alle meine Entchen“.
Zum ersten Wettkampf-Tag war noch viel Zeit, weswegen am Sonntag eine Stadtrallye statt fand. Es machte uns unglaublich Spaß Interviews, Fotos und viele andere Dinge quer durch Berlin zu machen. Zwei Dinge werden mir dabei ewig in Erinnerung bleiben, einmal das Wettrennen durch den Hauptbahnhof und das Interview eines „Reporters“ mit „Frau Merkel“. Am Abend wurde uns sogar ein Ausflugsboot auf der Spree gemietet. Die Tour wurde zum Anlass genommen, im lockerem Ambiente Infos entgegenzunehmen, zum Beispiel die Möglichkeit, im Bundesfreiwilligendienst mit Unterstützung der Sporthilfe ein sportlich Pädagogisches Auslandsjahr zu machen. Ich denke immer noch darüber nach…
Montagmorgen fanden verschiedene Workshops statt, für mich besonders interessant war einer zur Kinderleichtathletik. Dann ging es endlich Montagnachmittag los. Jeden Tag ins Stadion. Jeden Tag Stimmung im Stadion und U-Bahn machen, die Berliner liebten uns. Im Stadion feuerten wir unsere Stars mit speziellen Anfeuerungsrufen an. Aus einem Stapel mit Buchstaben wurden Sprüche kreiert und mit dem Hochheben dieser die jeweiligen Athleten angefeuert. Das war schon anstrengend, denn erstens musste in kürzester Zeit der Spruch formuliert werden und zweitens mussten die richtigen Buchstaben bei den DLV-Jugendlichen auf der Tribüne verteilt werden.
Stolz waren wir, als wir erfuhren, dass wir oft im Fernsehen gezeigt worden und dazu in Berlin wieder erkannt worden. Mein Trainer erzählte mir später, er habe mich sogar dabei beobachtet, wie ich intensiv mit meinem Handy beschäftigt war…, während andere die Schilder hielten. Während der Veranstaltungstage wurden wir immer mehr im Fernsehen gezeigt und erschienen auch regelmäßig auf den großen Videoleinwänden im Stadion. Auch wurden Sportler-Interviews für unsere Gruppe vorbereitet, beispielsweise Stars wie Speerwerfer Hoffmann oder Robert Harting. Ich habe dadurch eine Menge neue Freunde kennengelernt, die leider meist viel zu groß für mich waren… Siehe Fotogalerie.
Donnerstag war ein Unwetter, wodurch die Zuschauer im Stadion bleiben mussten. Da uns kalt und langweilig wurde, machten wir spontan Party. Die Kamera, die nun nur noch die Videowand im Stadion bediente, blieb nun auf Dauerstellung bei uns. Wir tanzten, sangen, Kampfrichter kamen zu uns nach oben und viele Zuschauer im Stadion, die wegen dem Unwetter geblieben waren, machten mit und feierten bei unserer Party mit. Es war einzigartig schön, so etwas kann nicht geplant werden.
Samstag war dann im Stadion ein Sportfest für die DLV Jugend und alle, die sonst mit machen wollten. Ich zog es vor, als Kampfrichter tätig zu sein. Schön war es, als plötzlich eine ganze Anzahl Mainzer Jugendliche vorbeikamen und mitmachten, einige von ihnen kannte ich von den Wettkämpfen zuhause.
Am letzten Tag wurde unser Engagement im Stadion belohnt. Kurzfristig wurden wir zur Schlussfeier des deutschen Teams eingeladen. Zusammen mit den Sportlern und Kampfrichtern feierten wir den Abschluss einer unvergesslichen Woche. Besonders freute uns, dass unsere tollen Aktion im Stadion nochmals ausdrücklich gewürdigt worden.
Ach ja natürlich begeisterten uns auch die Wettkämpfe. Vormittags und nachmittags, wir schonten unsere Stimmbänder nicht, feuerten alle an, die deutschen ein bisschen mehr, aber auch alle Athleten aus den anderen Ländern. Bei den großen ist es wie bei uns kleinen, man gewinnt auf den Wettkämpfen Freunde und keinen Gegner, das überträgt sich auch auf das Publikum. Am meisten hat mich die Stabhochsprung der Männer beeindruckt. Ich glaube nicht, dass es vorher schon einmal so einen hochklassigen Wettkampf gegeben hat. Unter die Haut ging die Verabschiedung von Robert Harting und der Sieg von Felicitas Krause über die Hindernisse. Geschrien haben wir auch bei den Sieben- und Zehnkämpfen.
Ach was soll’s, ich könnte mit der Aufzählung einfach weiter machen aber jetzt soll es gut sein. Zum Schluss: Eine unvergessliche Woche ist vorüber und ich danke allen, die mir diese Reise ermöglicht haben.
Josefine Klett